Das Wochenende dient der Erholung. Sollte man meinen. Fragt sich nur: Wie? Bei all dem Krach.
Wie lange kann ein einziger Mensch eigentlich an 20 m² Rasen herummähen?
Warum gibt es kein Gesetz, das den Einsatz von Laubbläsern auf die Monate September bis November beschränkt?
Und was um alles in der Welt treibt meine Nachbarin gerade mit dem Schrubber auf dem Hausflur?
Überall Lärm und hektische Geschäftigkeit. Schnell in den Supermarkt. O.k., das verstehe ich ja noch, schließlich will man auch am Wochenende etwas zum Essen im Haus haben und vielleicht hat man gerade dann endlich auch einmal Gelegenheit etwas zeitaufwändiger zu kochen.
Aber warum muss Onkel Otto von Gegenüber jeden Samstag unbedingt das Auto durch die Waschanlage fahren, um dann im Anschluss den halben Nachmittag mit dem Staubsauger die Polster abzusaugen und die Lackierung auf Hochglanz zu polieren?
Wer hat diesen Mist erfunden? Was sind das für bescheuerte Traditionen? Kehrwoche? Jeden Samstag Hausflur putzen. Auto waschen? Klar, am Samstag. Rasen mähen? Samstags. Laub durch die Gegend blasen? Natürlich, am Samstag. Wann denn sonst?
Macht man das in anderen Ländern eigentlich auch so? Oder ist das eine typisch deutsche Tradition? Warum, um alles in der Welt, versauen wir uns freiwillig jegliche samstägliche Gemütlichkeit oder Entspannung? Wäre es nicht einfach mal schön, die Beine hochzulegen, ein gutes Buch zu lesen, einen Stadtbummel zu machen oder einen Ausflug ins Grüne? Ne, keine Zeit, das Auto muss poliert werden. Der Hausflur gewischt, die Treppe geputzt, Gardinen gewaschen und Höfe müssen gekehrt werden. Auch sehr schön das Auswaschen von Mülleimern. Wer macht so etwas freiwillig? Igitt, so ein Bio-Mülleimer stinkt garantiert bestialisch. Früher hat man am Samstag ja noch die Teppiche ausgeschlagen, dabei konnte man wenigstens alle Aggressionen rauslassen. Kann man beim Auto polieren, Aggressionen abbauen?
Ich sicher nicht, ich baue dabei Aggressionen auf. Und überhaupt, mein Auto ist jetzt dreieinhalb Jahre alt und es ist noch nie poliert worden. Ich glaube nicht, dass das dem Lack geschadet hat. Gewaschen wird es auch nur alle Jubeljahre, wenn es hoch kommt fünf, sechs Mal im Jahr. Von innen gereinigt? Naja, sagen wir sporadisch. Hin und wieder leiste ich mir mal die Innenreinigung durch das örtliche Waschanlagenpersonal. Das ist sehr angenehm. Ich mache es mir in der Zwischenzeit mit meinem Laptop in einem Café gemütlich und wie von Zauberhand ist das Auto zwei Stunden später blitzeblank, von innen wie von außen. Wunderbar, ist zwar nicht ganz billig, aber das Waschanlagenpersonal will ja auch von Irgendetwas leben und wenn man, so wie ich, keinen übertriebenen Sauberkeitsanspruch an den Innenraum seines Autos verschwendet, ist diese Reinigung sowieso nur dann fällig, wenn man nicht mehr so richtig durch die Scheiben sehen kann. Bei einem Nichtraucherfahrzeug dauert das eine ganze Weile.
Wobei mich die Autopolierer nicht so schrecklich stören. Störend sind vielmehr die Rasenmäher, morgens um 8.00 Uhr. Am besten gleich gegenüber meines Schlafzimmerfensters. Das könnte eines Tages mein höchsteigener Kriminalfall werden, mit mir in der Hauptrolle. Und dann noch der Laubbläser, der bereits im Hochsommer dieses unsägliche Gerät herausholt und nicht nur Lärm verbreitet, sondern auch die Luft verpestet, während er drei bis fünf Geranienblättchen liebevoll im Luftstrom die Auffahrt hinaufführt, um sie dann im Rinnstein zu versammeln. Das nach einer Stunde dort zusammengekommene Häufchen hätte jeder halbwegs körperlich gesunde Mensch binnen fünf Minuten zusammenkehren können, aber nein, das liebste Spielzeug des verrenteten Spießbürgertums muss schließlich Gassi geführt werden.
Ich schätze gegen den Samstagslärm ist kein Kraut gewachsen. Vielleicht wandere ich doch eines Tages aus. Aber nur, wenn ich sicher sein kann, dass es diese typisch deutschen Tugenden nicht auch in anderen Ländern gibt. Kennt sich da jemand aus? Sachdienliche Hinweise nehme ich gern entgegen. Und nun wünsche ich einen schönen Restsamstag. Bis denne.
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