Hier tobe ich mich aus - hin und wieder


Muss ich mich eigentlich schämen, weil ich SelfpublisherIn bin?

Wahrscheinlich geht es allen SelfpublisherInnen, die nicht ständig im Top 100 Himmel schweben genauso wie mir. Wir spüren, dass der Wind immer rauer wird und wir denken darüber nach, was wir ändern könnten, an welchen Fäden wir ziehen, welche Möglichkeiten sich bieten, um gegen die zurückgehenden Umsätze anzukämpfen.

 

Es mag Zufall sein, dass gerade jetzt unter SelfpublisherInnenn einiges passiert, was ich höflich als ‚unschön’ bezeichnen möchte. Man könnte es jedoch genauso als ‚Mittel der Wahl’ interpretieren. Nun, wir werden es nie erfahren, denn sicher werden sich die entsprechenden Personen darüber ausschweigen, ob es dabei einen Zusammenhang zum rauen Wind und zu schwindenden Umsätzen gibt.

 

Da gibt es AutorInnen, die verkünden, dass sie Lektorate für sinnlos halten. Kann ja jeder halten, wie er Kleingeld hat, erstaunlicher ist die Diskussion danach, die die Meinung einer einzelnen Person zu Allgemeingültigkeit hochspielt. Als ob alle SelfpublisherInnen der gleichen Ansicht wären. Statt so etwas einfach im Sande der Einzelmeinungen versickern zu lassen, hat jeder etwas dazu zu sagen, und es zeigt sich wieder einmal, wie viele nicht einmal Korrektorat und Lektorat auseinanderhalten können. Nicht falsch verstehen, ich finde es völlig okay, mit seiner Ansicht an die Öffentlichkeit zu gehen, was ich nicht nachvollziehen kann, ist der Aufschrei danach. Da frage ich mich, ist denn da nicht vielleicht in China einfach nur ein Sack Reis umgefallen? Glaube ich so wenig, an die Sinnhaftigkeit meines Tuns, dass ich mich um eine Einzelmeinung derart intensiv kümmern muss? Kann ich nicht einfach mal sagen: Okay, mach du es, wie du magst, ich mache es, wie ich es mag. Ich halte ein Lektorat für sinnvoll, und davon wird mich kaum eine einzelne Meinung abbringen. Entsprechend muss ich mich auch nicht in eine Verteidigungshaltung begeben.

 

Dann tauchen mal wieder Autoren* mit Plagiatsfälle auf, mehrere kurz hintereinander, da wird munter abgeschrieben, was das Zeug hält. Die eine findet Manuskripte auf ihrem Rechner, ohne zu wissen, dass sie nicht von ihr sind, andere scheinen Mangas nicht für Urheberrecht geschützt zu halten. Was ist denn da los? Und mir scheint, es wird langsam zum neuen Sport, die schwarzen Schafe zu überführen. Finde ich das gut? Ja, das finde ich gut, ich würde mich auch nicht gerade darüber freuen, wenn jemand meine Bücher abkupfert.

 

*Übrigens … Ich verzichte hier bewusst auf die weibliche Form, denn, wenn auch nur Autorinnen mit diesem Thema derzeit im Fokus stehen, gehe ich doch mal stark davon aus, dass die Kollegen einfach nur noch nicht erwischt worden sind. Oder sie stellen sich geschickter an und kupfern lieber Ideen ab, statt ganze Textabsätze oder gleich Bücher. Auch nicht besser, aber viel schwieriger nachweisbar. Ich kenne da zum Beispiel einen Autor, der offen bekennt, nur um des Geldes willen zu schreiben. Er hat auch keine Probleme damit, Ideen zu klauen und mit einem Mindestaufwand aufs Papier zu rotzen. Seine Leser sind ihm egal, und ob das, was er schreibt, gut ist, ist ihm auch hinlänglich wurscht.

 

Eine junge Autorin will in drei Tagen 60.000 Wörter schreiben (Das entspricht etwa einem 200-Seiten-Roman). Warum?, frage ich mich. Zählen Tempo und Quantität mehr als Qualität? Wozu soll das gut sein? Wem nutzt das? Dem Buch sicher nicht und damit wohl auch nicht den LeserInnen.

 

Wobei … Die LeserInnen scheinen sich sowieso kaum für all diesen Unfug zu interessieren. Klar, es gibt ein paar, die sich intensiv in den sozialen Netzwerken herumtreiben und die auch mitdiskutieren, aber genauso schnell wie man sich über das neue Skandälchen aufregt, genauso schnell ist es auch wieder vergessen. Den Plagiierenden wird großzügig verziehen und die meisten Leser haben eh nichts davon mitbekommen und interessieren sich auch nicht dafür. Pech nur, wenn man sein Manuskript bei einem Verlag eingereicht hat, um dort groß rauszukommen und stattdessen dort groß rausfliegt. Aber selbst das wird sicher schnell wieder vergessen. In sozialen Netzwerken schwimmen wir alle in unserer eigenen Suppe, und mir scheint, sehr oft übersehen wir, dass da immer die gleichen mit uns herumpaddeln und es außerhalb der Suppe ganz viele Menschen gibt, die nicht ständig bei Facebook, Lovelybooks oder sonst wo herumhängen, und die sich für uns AutorInnen nicht für einen Fingerhut voll Suppe interessieren.

 

Dennoch … auch ich schwimme in meiner Suppe und wenn ich das so alles verfolge, überkommt mich schnell das Gefühl, mich dafür schämen zu müssen, ebenfalls zur Gruppe der SelfpublisherInnen zu gehören. Mal ganz abgesehen von dem, was man so schön ‚Fremdschämen’ nennt. Sind wir doch alle KollegInnen.

 

Bei Licht betrachtet, sieht die Sache allerdings ganz anders aus. NEIN! ICH VERWEIGERE DAS! ICH SCHÄME MICH NICHT. Warum auch? Ich betreibe mein Schreiben ernsthaft, ehrlich und mit dem Anspruch an Qualität. Warum also sollte ich mich schämen?

 

Wir müssen uns nur mal Gedanken machen, wie viele SelfpublisherInnen es gibt und wie viele (wenige) davon, auf die eine oder andere Weise bescheißen oder vergessen haben, worauf es meiner Ansicht nach bei einem Buch ankommt: Das bestmögliche für die LeserInnen zu geben. Zahlende KäuferInnen haben ein Recht auf ein gutes Produkt. Nicht mehr und nicht weniger. Aber zurück zu den Zahlen, ich habe keine Ahnung, wie viele SelfpublisherInnen es allein in Deutschland gibt, aber es sind viele, sehr, sehr viele und selbst wenn es darunter einige gibt, die Mist bauen, die die falsche Entscheidung treffen, sei es aus Gelderwägungen, aus der Panik heraus, nicht schnell genug mit dem nächsten Buch am Start zu sein, ehe die LeserInnen den eigenen Namen wieder vergessen haben, sei es der Versuch das neue Buch mit kuriosen Aktionen bekannt zu machen, wie auch immer, die Zahl derjenigen die es tun – oder die erwischt wurden – ist verschwindend gering.

 

Ich mag die Hoffnung nicht aufgeben, die Hoffnung, dass es da draußen ganz viele, großartige SelfpublisherInnen gibt, die sich Qualität auf die Fahne geschrieben haben, die schreiben, um ihren LeserInnen ein paar schöne Stunden zu bereiten, die schreiben, weil sie etwas zu sagen haben, die schreiben, weil sie es müssen. Solche, die nicht von Buch zu Buch hetzen, sondern in einem Tempo schreiben, das dem Buch geschuldet ist, die ihre Figuren entwickeln, ihrer Geschichte Zeit lassen, sich zu entfalten und die ihre Bücher immer wieder überarbeiten. Die es lieben, Geschichten zu erzählen und deren großes Glück es ist, gelesen zu werden. Solche, denen es egal ist, ob sie immer wieder aufs Neue kämpfen müssen, weil ihr nächstes Buch nicht schon nach acht Wochen auf den Markt kommt, weil sie wissen, ein Buch wird nicht besser dadurch, dass es im gleichen Tempo runtergetippt wird, wie es gelesen wird.

 

 ICH SCHÄME MICH NICHT! Im Gegenteil … Ich bin stolz darauf, zu denen zu gehören, denen die Qualität ihrer Geschichten am Herzen liegt. Mit allen Höhen und Tiefen, die das leider bedeutet.

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Qindie - endlich

Die Qindie-Pressemeldung zum Start

 

 

 

Mai 2013

 

 

Bücher - Autoren - Freie AutorInnen etablieren unter dem Gütesiegel „Qindie“ das Qualitätsportal für Independent-Literatur.

 

Kurzfassung:

Qindie = Qualität + Independent

Unter dem Label „Qindie“ etablieren Freie AutorInnen ein Gütesiegel für Indies, unabhängige, freie Self-Publisher, die ihre Verpflichtung gegenüber dem Leser ernst nehmen.

 

Alle mit dem Qindie-"Q" markierten Bücher erfüllen grundlegende handwerkliche Anforderungen. Grammatik, Orthographie, Formatierung und Lesbarkeit stellen für Qindie die Basis eines guten Buches dar.

 

Zauberhafte Liebesromane, spannende Krimis oder knackige Erotik – das alles gibt es jetzt dank E-Books und Self-Publishing zu kleinem Preis!

Jeder, der schreiben kann, kann heute auch ein Buch herausgeben. Das könnte eine großartige Bereicherung der bisherigen Buchwelt sein: Self-Publishing umfasst die ganze Bandbreite vom veganen Kochbuch bis zum Erotikthriller. So entsteht eine Vielfalt, die sich nicht in ein enges Verlagskorsett zwängen muss.

 

Doch die Fülle an Independent-Produktionen, die den Buchmarkt stürmen, macht es LeserInnen schwer, lesbare Bücher herauszufiltern.

 

„Wir sind keine Scharfrichter“, sagt die Autorin Susanne Gerdom, die Qindie ins Leben gerufen hat. „Aber wir wollen einen Mindeststandard an Qualität, für uns Autorinnen und Autoren und für die LeserInnen.“

 

Qindie bietet hier eine Orientierungshilfe.

 

Leipzig-Award-Preisträgerin Nikola Hotel und E-Book-BestsellerautorInnen wie Katelyn Faith, Stefanie Maucher, Ruprecht Frieling, Birgit Kluger, Melanie Hinz, Inka Loreen Minden und andere renommierte Autorinnen und Autoren sind Qindies der ersten Stunde.

„Unser Angebot ist für LeserInnen und AutorInnen völlig kostenlos. Wir investieren unsere Zeit und unser Know-how in das Qindie-Siegel“, sagt Susanne Gerdom.

 

Eine schräge Geschichte, ein ungewöhnliches Buch oder einfach nur gute Unterhaltung: Anders als die Printverlage schielt Qindie nicht auf den nächsten Trend oder mögliche Verkaufszahlen, sondern nur auf die Lesbarkeit.

 

Damit aus einem Meer von Büchern ein Mehr an Büchern wird.

 

Qindie, das Autorenkorrektiv

 

 

Mehr Infos auf der Qindie-Website

http://www.qindie.de

 

Pressekontakt ›Qindie – das Autorenkorrektiv‹

presse@qindie.de

 

Facebook: https://www.facebook.com/pages/Qindie/336387593145768?ref=hl

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"To spam or not to spam?" - Das ist hier die Frage

Über Werbung und ihre unerwünschten Folgen

In Zeiten des Social-Marketings, so heißt es, kann man erwarten, dass sich die Herren und Damen Autoren auch selbst um die Vermarktung ihrer Werke kümmern. Selbstvermarktung heißt das Stichwort. Doch was ist damit eigentlich gemeint?

 

Die erste Reaktion eines jeden (Jung-)Autors ist sicherlich, das eigene Werk fleißig bei Facebook zu posten, in jeder Gruppe deren man habhaft werden kann, auf der eigenen Pinwand, drei bis fünf Mal am Tag. Verdammt, irgendwann muss doch mal einer auf das Buch aufmerksam werden. Das Ergebnis ist nur begrenzt beglückend. Zum einen köcheln wir häufig im eigenen Saft, denn zum Kreis der Freunde und zu den Mitgliedern der Gruppen gehören viel mehr Autoren als Leser. Zum anderen lässt uns die Reizüberflutung längst alle Bücherposts überlesen.

 

Irgendetwas läuft da falsch, es wird Zeit etwas zu ändern.

 

Mein erstes Fazit: Ich spam dich nicht voll - spam du auch mich nicht voll. (ein grauenvoller Satz, aber ich stehe dazu ;-) )

 

Selbstvermarktung. Wenn man über dieses Wort einmal nachdenkt, stecken darin zwei wesentliche Begriffe

 

  • Selbst
  • Marketing

 

Das kann man sicher auf unterschiedliche Weise auslegen. Ich verstehe zunächst mal darunter, selbst tätig zu werden, zusätzlich aber auch die Aufgabenstellung das eigene Selbst zu vermarkten. Was mich zu den Fragen bringt:

  • Inwieweit ist die Person des Autors für den Leser interessant?
  • Ist es notwendig, sich als Mensch in die Öffentlichkeit zu stellen?
  • Will ich das bzw. wie viel will ich preisgeben?

 

Dann wäre da noch das Wort Marketing. Marketing ist so viel mehr, als nur Werbung. Marketing ist langfristig angelegt und besteht aus einer Vielzahl von Marketinginstrumenten.

 

  • Welche Instrumente könnten das sein?
  • Wie ziehe ich als Autor Aufmerksamkeit auf mich, auf meine Bücher, ohne dabei meine Umwelt mit nerviger Werbung und Spamposts zu überfluten?

 

Mein zweites Fazit: Es gibt noch viel zu lernen.

 

Aber wie könnte ein gangbarer Weg aussehen?

Und, was mich am meisten interessiert, was wünschen sich eigentlich die Leser, die ja der eigentliche Empfänger dieser Werbebotschaften sind?

Ich bin gespannt auf eure Ansichten und Anregungen.

 

 

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Geschichten, die das Leben schreibt.

Was in Romanen oft als 'unrealistisch' kritisiert wird, geht nicht selten auf wahre Erlebnisse zurück. Es gibt sie wirklich, diese Geschichten, die so schräg sind, dass man sie kaum glauben möchte. 

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor:

 

Es ist Winter, irgendwann Anfang der 90er Jahre, irgendwo in einer Kleinstadt im Bergischen Land, eine Wohnung ohne Zentralheizung, nur sporadisch beheizt durch einen uralten Kohleofen.

 

Ein stinkfauler, aber halbwegs kälteresistenter Mann* von vielleicht zwanzig Jahren sitzt im tiefsten Winter in seiner ungeheizten Bude. Er wickelt sich in eine Wolldecke, klappert ein bisschen mit den Zähnen und überlegt eine Weile, ob er vielleicht doch in den Keller gehen soll, um Kohlen zu holen. Eigentlich ist es ja schon ziemlich kalt, andererseits gewöhnt man sich an die Kälte und der Weg in den Keller kommt ihm auch gerade sehr mühselig vor. Schließlich beschließt er, sich in der Kneipe an der Ecke aufzuwärmen und auf dem Rückweg einen Abstecher in den Keller zu machen.

 

Es muss nicht extra erwähnt werden, dass besagter junger Mann* ein Leben als Single fristet.

 

So weit, so gut. Nun kann es vorkommen, dass selbst der unrasierteste, bequemste Frauenschreck* auf Eine trifft, die gewillt ist, sich näher auf ihn einzulassen. Dann geht es plötzlich ganz schnell. "Aus Kindern werden Leute" - aus Junggesellen Bräutigame. Selbstverständlich ordentlich rasiert, wohlerzogen und auch nicht länger faul. Auf manche Männer* wirken Frauen einfach Wunder.

 

Selbstverständlich ist die alte, schwer beheizbare Bude nun nicht mehr tragbar. Also suchen die beiden zusammen - sie hat das letzte Wort - eine moderne Wohung, so eine mit Zentralheizung und einer funktionierenden Toilettenspülung.

 

Der Umzug steht an. Unser Ex-Junggeselle* packt seine sieben Sachen. Viel mehr darf er in die neue Wohnung nicht mitnehmen, der alte Pröttel muss weg. Immerhin der Toaster ist erlaubt, sofern er ihn vorher gründlich sauber macht.

 

Also flugs das Kabel aus der Steckdose gezogen, den Toaster zur Spüle getragen und ... Irgendetwas klappert im Gerät, hoffentlich ist es nicht kaputt. Wann hat er den Toaster zum letzten Mal verwendet? Oder gar sauber gemacht? Sicher hängen Krümel im Volumen eines halben Brotlaibes in der Krümelsammelstelle fest.

 

Der junge Mann* hält das Gerät dicht über die Spüle und schüttelt es. Ein paar einsame Brotkrumen rieseln heraus. Er schüttelt kräftiger. Es klappert immer noch. Sonst tut sich nichts. Aber das lässt sich durch Logik erklären: Wahrscheinlich sind die Brotkrümel bereits derart verkrustet, verklebt, miteinander verwachsen, dass sie nicht mehr durch den schmalen Spalt passen. Da hilft ein Schraubenzieher oder ein Küchemesser, irgendetwas mit dem man herumstochern kann. Gedacht, getan - das Brotmesser eignet sich hervorragend für solcherlei Experimente. Wer jetzt einen blutigen Fortgang dieser Geschichte erwartet, dem sei gesagt. Nein, no, non, njet, kein Splatter- sorry, es geht völlig unblutig weiter.

 

Nach einer Weile des Herumstocherns kommt endlich Bewegung in die Sache, Verzeihung den Klumpen. Er kann nämlich lokalisiert werden. Tatsächlich gelingt es unserem Ex-Junggesellen sogar, den Klumpen vor den Spalt der Krümelsammelstelle zu schieben. Allerdings passt er nicht auf Anhieb hindurch. Aber mit Geduld und Spucke und einer Portion Gewalt lässt sich der Brotkrümelklumpen schließlich hindurchpressen.

 

Äh? Brotkrümelklumpen? Komische Farbe. Irgendwie Grau-Schwarz. Vielleicht verschimmelt?

 

Der junge Mann* untersucht das Ding genauer. Ach ne. Das kann doch nicht sein? Unmöglich. Wie soll die denn da reingekommen sein? Und warum?

 

Was soll ich sagen? Wahrscheinlich kann er froh sein, dass seine Zukünftige gerade nicht in der Nähe ist. Frauen reagieren auf solche Funde manchmal mit spitzen Schreien in einer Frequenz, die an das Quietschen von Kreide auf einer Schiefertafel erinnert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Männer* diese Tonlage nur unter Zuhilfenahme eines Gehörschutzes ertragen können. Ohne solchen neigen sie zum Hände auf die Ohren pressen und jammervollem Hinkauern in einer Zimmerecke.

 

Verzeihung, ich schweife ab. Also, was hat unser Ex-Junggeselle* nun in seinem Toaster gefunden? Im Krümelfach ... gleich unterhalb der Heizstäbe. Na, wer will mal raten? Niemand? Okay, ich verrate es ja schon. Es war ... trommelwirbel ...

 

 

 

eine tote Maus!

 

 

 

Doch warum ist das Mäuschen dort hineingekrochen? Laut Aussage des Toasterbesitzers* kommen dafür lediglich zwei Möglichkeiten in Frage:

  1. Die Maus war auf der Suche nach etwas Essbarem. Außer der obligatorischen Ketchup-Flasche war der Haushalt vollständig lebenmittelfrei, einmal abgesehen von den vergessenen Brotkrumen in der Krümelsammelstelle des Toasters. 
  2. Der Maus war derart schweinekalt, dass sie selbst bereit war, es mit den Heizstäben des Toasters zu versuchen.

 

Die Wahrheit wird niemals enthüllt werden. So leid es mir tut, ich muss Sie nun mit dieser Frage allein lassen, mit diesem Rätsel, das zu den ganz großen in der Menschheitsgeschichte gehört. Der Ex-Toasterbesitzer* selbst tendiert allerdings zu einer Mischvariante: Die Maus wollte sich wärmen, blieb im Gerät stecken und musste dann mangels regelmäßiger Toasterbenutzung elendig verhungeren.

 

P.S. Übrigens, der junge Mann* hat seiner Zukünftigen niemals von der Sache mit der Maus berichtet. Immerhin, er war so schlau, den Toaster zu entsorgen, anstatt ihn mit in die gemeinsame Wohnung zu nehmen.

P.P.S. Ich hatte mal einen Professor, der sagte immer, man solle aufpassen, dass man, wenn man über moderne Möbel schreiben wolle, nicht am Ende über Elefanten schreibt. Kann sein, dass ich bei diesem Beitrag am Ende bei den Elefanten gelandet bin ;-).

 

 

 

 

*Pst, Mark, falls du das jetzt liest: Ich habe ihr nichts verraten. Du musst nur achtgeben, dass ihr dieser Blogartikel niemals in die Hände kommt. Aber das kriegst du schon hin.

 

 

 

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Typisch deutsch - Samstagstraditionen

Das Wochenende dient der Erholung. Sollte man meinen. Fragt sich nur: Wie? Bei all dem Krach.

Wie lange kann ein einziger Mensch eigentlich an 20 m² Rasen herummähen?

Warum gibt es kein Gesetz, das den Einsatz von Laubbläsern auf die Monate September bis November beschränkt?

Und was um alles in der Welt treibt meine Nachbarin gerade mit dem Schrubber auf dem Hausflur?

 

Überall Lärm und hektische Geschäftigkeit. Schnell in den Supermarkt. O.k., das verstehe ich ja noch, schließlich will man auch am Wochenende etwas zum Essen im Haus haben und vielleicht hat man gerade dann endlich auch einmal Gelegenheit etwas zeitaufwändiger zu kochen.

 

Aber warum muss Onkel Otto von Gegenüber jeden Samstag unbedingt das Auto durch die Waschanlage fahren, um dann im Anschluss den halben Nachmittag mit dem Staubsauger die Polster abzusaugen und die Lackierung auf Hochglanz zu polieren?

 

Wer hat diesen Mist erfunden? Was sind das für bescheuerte Traditionen? Kehrwoche? Jeden Samstag Hausflur putzen. Auto waschen? Klar, am Samstag. Rasen mähen? Samstags. Laub durch die Gegend blasen? Natürlich, am Samstag. Wann denn sonst?

 

Macht man das in anderen Ländern eigentlich auch so? Oder ist das eine typisch deutsche Tradition? Warum, um alles in der Welt, versauen wir uns freiwillig jegliche samstägliche Gemütlichkeit oder Entspannung? Wäre es nicht einfach mal schön, die Beine hochzulegen, ein gutes Buch zu lesen, einen Stadtbummel zu machen oder einen Ausflug ins Grüne? Ne, keine Zeit, das Auto muss poliert werden. Der Hausflur gewischt, die Treppe geputzt, Gardinen gewaschen und Höfe müssen gekehrt werden. Auch sehr schön das Auswaschen von Mülleimern. Wer macht so etwas freiwillig? Igitt, so ein Bio-Mülleimer stinkt garantiert bestialisch. Früher hat man am Samstag ja noch die Teppiche ausgeschlagen, dabei konnte man wenigstens alle Aggressionen rauslassen. Kann man beim Auto polieren, Aggressionen abbauen?

 

Ich sicher nicht, ich baue dabei Aggressionen auf. Und überhaupt, mein Auto ist jetzt dreieinhalb Jahre alt und es ist noch nie poliert worden. Ich glaube nicht, dass das dem Lack geschadet hat. Gewaschen wird es auch nur alle Jubeljahre, wenn es hoch kommt fünf, sechs Mal im Jahr. Von innen gereinigt? Naja, sagen wir sporadisch. Hin und wieder leiste ich mir mal die Innenreinigung durch das örtliche Waschanlagenpersonal. Das ist sehr angenehm. Ich mache es mir in der Zwischenzeit mit meinem Laptop in einem Café gemütlich und wie von Zauberhand ist das Auto zwei Stunden später blitzeblank, von innen wie von außen. Wunderbar, ist zwar nicht ganz billig, aber das Waschanlagenpersonal will ja auch von Irgendetwas leben und wenn man, so wie ich, keinen übertriebenen Sauberkeitsanspruch an den Innenraum seines Autos verschwendet, ist diese Reinigung sowieso nur dann fällig, wenn man nicht mehr so richtig durch die Scheiben sehen kann. Bei einem Nichtraucherfahrzeug dauert das eine ganze Weile.

 

Wobei mich die Autopolierer nicht so schrecklich stören. Störend sind vielmehr die Rasenmäher, morgens um 8.00 Uhr. Am besten gleich gegenüber meines Schlafzimmerfensters. Das könnte eines Tages mein höchsteigener Kriminalfall werden, mit mir in der Hauptrolle. Und dann noch der Laubbläser, der bereits im Hochsommer dieses unsägliche Gerät herausholt und nicht nur Lärm verbreitet, sondern auch die Luft verpestet, während er drei bis fünf Geranienblättchen liebevoll im Luftstrom die Auffahrt hinaufführt, um sie dann im Rinnstein zu versammeln. Das nach einer Stunde dort zusammengekommene Häufchen hätte jeder halbwegs körperlich gesunde Mensch binnen fünf Minuten zusammenkehren können, aber nein, das liebste Spielzeug des verrenteten Spießbürgertums muss schließlich Gassi geführt werden.

 

Ich schätze gegen den Samstagslärm ist kein Kraut gewachsen. Vielleicht wandere ich doch eines Tages aus. Aber nur, wenn ich sicher sein kann, dass es diese typisch deutschen Tugenden nicht auch in anderen Ländern gibt. Kennt sich da jemand aus? Sachdienliche Hinweise nehme ich gern entgegen. Und nun wünsche ich einen schönen Restsamstag. Bis denne.

 

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Katastrophenlyrik

"Wer reimt, der keimt." oder "Wer noch nie einen Reim vom Zaun gebrochen hat, der weiß auch nicht wie Reime pieken."

Sommer ist doch eine wunderbare Zeit. Raus an die Luft, ab in den Urlaub. Meerwasser oder ausgedehnte Spaziergänge machen nicht nur die Nase frei, sondern auch das Gehirn. Bei mir zumindest. Sehr zum Leidwesen meines Mannes, denn je entspannter ich unterwegs bin, desto reimfreudiger werde ich.

 

Aber mal ehrlich. Ist denn das so ungewöhnlich? Ist denn nicht jeder schon einmal plötzlich und unerwartet, mitten auf der Straße über einen Reim gestolpert? Manchmal liegen die Dinger einfach im Rinnstein oder bleiben wie ein Hundehaufen unterm Absatz kleben. An anderen Tagen schleichen sie sich still und leise von hinten an und legen sich auf meine Zunge. Was dann passiert, ist ein Naturgesetz. Mir entfleucht ein Reim, ohne, dass ich es beeinflussen kann. Kleine, banale Reime, wie sie jeder kennt. Meist sagt man dann: "Ach, das reimt sich ja" und schmunzelt ein wenig.

 

Ich schmunzele auch, aber eben nicht nur. Habe ich erst einmal Blut geleckt, wird gereimt, was das Zeug hält. Gedichte - falls man sie so nennen darf -, die weder durch Versmaß noch durch eine gehobene Ausdrucksweise überzeugen. Eher handelt es sich um aus meinem Hirn extrahierten Blödsinn, irrsinnige Quatschgedichte, schräge 'Reimdichoderichfressdichs' oder eben schlichtweg um Katastrophenlyrik.

 

Leider - möglicherweise auch zum Wohle der Menschheit - zieht sich meine Katastrophenlyrik blitzschnell zurück in das Nirwana der niemals niedergeschriebenen Worte. So still und heimlich, wie sie sich angeschlichen hat, verschwindet sie auch wieder. Eigentlich schade.

Vielleicht sollte ich einmal eine klitzekleine Ausnahme machen? Echt? Wirklich? Soll ich?

Na gut, aber nicht hauen. Hier ein 'Gedicht', das seines Gleichen sucht. ;-)

 

 

„Suche das Herz und meide die Eichen.
Blondinen werden dir nicht zum Guten gereichen.
Schön soll sie sein.
Hinkt sie auch auf einem Bein."



Ob das Sinn hat? Nie und nimmer, aber das war ja auch nicht der Sinn der Sache - äh des Gedichts. Ist eben Katastrophenlyrik.

Ich wünsche allen recht viel Spaß mit euren kleinen Katastrophen. Macht das Beste daraus und womöglich wird's bei dem einen oder anderen am Ende auch ein Gedicht.

Liebe Grüße und ein zauberhaftes Wochenende.

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Es gibt Dinge, auf die man gut aufpassen sollte.

Ich selbst habe ja keine Kinder, vielleicht auch gut so. Denn die Erzählerin dieser kleinen Geschichte, scheint mir ein schon ein wenig durchgeknallt zu sein. Ob das an ihren pubertierenden Zwillingen liegt? Und wonach um alles in der Welt sucht sie eigentlich?

Aber macht euch einfach selbst ein Bild.

Vermisst

 

„Weg. Keine Ahnung, wo es abgeblieben ist.“

„Hast du im Kühlschrank nachgesehen?“

„Na klar. Wie soll es denn dahin gekommen sein?“

„Bei dir ist alles möglich. Denk nur an den Autoschlüssel in der Tiefkühltruhe.“

 

Zugegeben, Selbstgespräche lösen bei Dritten manchmal Beklemmung aus, aber im Augenblick bin ich allein. Obwohl - die Wände in diesem Haus sind kaum dicker als Pappe. Meine Nachbarin lauscht sicher öfter mal mit dem Wasserglas. Funktioniert das eigentlich? Ich schnappe mir das letzte saubere Glas aus dem Küchenregal, halte es an die Wand und presse die Ohrmuschel dagegen. Ohrenbetäubende Stille. Hm. Es scheint wohl doch nur ein Gerücht zu sein. Oder es ist niemand zu Hause.

 

Ich lasse mich immer so leicht ablenken. „Konzentrier‘ dich“, ermahne ich mich.

 

Wo könnte es sein? Ich denke angestrengt nach, eine Höchstleistung der Stirnmuskulatur. Das gibt Falten. Ob es jemand geklaut hat? Soll schon vorgekommen sein. Da gab‘s mal was im Fernsehen, ist Jahre her, ich erinnere mich kaum. Vielleicht war es auch nur eine Kinderserie.

 

Mist, jetzt piept die Waschmaschine. Ich haste ins Bad, zerre die Handtücher aus der Trommel und stopfe sie in den Trockner. Auf dem Rückweg fällt mein Blick auf die Funkuhr. Das Ding geht mordsgenau. Exakt jede Sekunde zuckt der Sekundenzeiger vorwärts. Nur wenn die Zeit umgestellt wird, dann rasen die Zeiger einmal rund um das Ziffernblatt, als gäbe es dafür einen Preis zu gewinnen.

 

Eine halbe Stunde noch, dann kommen Knall und Fall aus der Schule. Natürlich heißen sie weder Knall noch Fall. Aber seit das mit der Pubertät begonnen hat, erscheinen mir diese Namen passender als Jan und Julia.

 

Zwillinge, ausgerechnet Zwillinge, dachte ich damals, als der Arzt mir die beiden Erdnüsse auf dem Ultraschallbild gezeigt hat. Gott, was habe ich mich gesorgt. Allein mit zwei Babys klarzukommen, erschien mir unmöglich.

 

Pah, alles Pillepalle. Ich öffne das Küchenfenster.

„Sollte derjenige, der die Pubertät erfunden hat, das jetzt hören“, brülle ich hinaus, „dann soll er aufpassen, dass er nicht zufällig bei mir klingelt.“ Zur Sicherheit lege ich nach: „Zieh‘ dich warm an!“ So, dem habe ich es gegeben.

 

Ob ich mal im Keller nachsehe? Die Zeit rennt. Bis die Wohnungstür hinter den Zwillingen Knall auf Fall ins Schloss hämmert, sollte ich es wiedergefunden haben. Andernfalls wird der Tag zur Tortur.

 

Ich könnte natürlich flugs die Schlösser austauschen lassen...

 

Pfui, solche Gedanken geziemen sich nicht für eine Mutter.

 

Also nochmal, wie war das mit dem Keller? Obschon... Im Grunde kann es da nicht sein. Himmel, im Keller, das Klischee in Reinkultur. Trotzdem, besser, ich sehe nach.

 

Der Letzte im Keller war Knall und logischerweise hat er den Schlüssel verschlampt. Teenager!

 

Bis ich den Kellerschlüssel gefunden habe, vergehen weitere fünf Minuten. Allmählich gerate ich in Panik. Ich muss mich zwingen, die beiden Stockwerke langsam hinabzusteigen. Nicht wegen der Nachbarn, nein, ich habe keine Lust über herumliegende Sneakers zu stolpern. In diesem Haus wohnt eine ganze Horde Pubertierender.

 

Die Tür zur Kellertreppe quietscht wie nichts Gutes. Als mir die Spinnweben ins Gesicht wehen, weiß ich, dass ich mir den Weg hätte sparen können. Aber nun bin ich hier, da kann ich ebenso gut nachsehen.

 

Ich sperre die Lattentür auf und stehe im Dunkeln. Ein Schritt vor und... „Aua“. Ich bin gegen etwas Hartes gelaufen. Verdammt, tut das weh. Es treibt mir die Tränen in die Augen und die Wut in den Bauch. Nach Lachen ist mir nicht zu Mute.

 

Das reicht als Beweis: Hier finde ich es mit Sicherheit nicht. Ich schleppe mich zurück nach oben. Kaum erreiche ich hinkend die Wohnungstür, als mich ein herangaloppierender Geistesblitz beinahe von den Beinen reißt. Also, er galoppiert nicht wirklich, aber er kommt mindestens so plötzlich, wie ein durchgehender Gaul.

 

Gestern Nachmittag, blitzt der Gedanke auf, da habe ich doch auf dem Speicher Wäsche aufgehängt. Vielleicht hat es sich dabei verdrückt? Wundern würde es mich nicht, der Regen schlug auf das Dachfenster und es war so dunkel und kalt, dass es mich schauderte. Ich wollte weg, so schnell wie möglich.

 

Heute ist die Stimmung hier oben ganz anders. Ein einzelner Sonnenstrahl lugt durch das Fenster und scheint mir ins Gesicht. Ich blinzle, geblendet von der Helligkeit. Und da sehe ich es, versteckt hinter einem Holzbalken. Es grinst verschmitzt zu mir hinüber.

 

Ehe es abhauen kann, bin ich bei ihm. Ich greife danach, erwische es und werfe es mir über den Kopf. Sofort verspüre ich wohlige Wärme auf meinem Gesicht. Es kitzelt in den Mundwinkeln.

 

Von unten poltern die Zwillinge die Treppe hinauf. Puh, das war knapp.

 

„Nächstens passt du besser auf“, ermahne ich mich und zu ihm sage ich: „Dass du mir das nicht wieder tust!“

 

Im Flur hängt ein Spiegel. „Ich habe dich vermisst“, sage ich ernst.

 

Mein Lächeln jedoch schmunzelt und zwinkert mir zu. …

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5. Bücherwürmer- und Bloggertreffen

Am vergangenen Samstag hatte ich die Freude im Café Goldmund in Köln-Ehrenfeld an einem sehr netten  Treffen von Bücherwürmern, Autoren und Bloggern teilzunehmen.

Eine bunte Mischung erwartete mich - Menschen und Gespräche. Ich kann einfach nur sagen: Klasse!!!! Jederzeit gern wieder. Ausführlich über den Nachmittag berichtet Mandy von www.buch-leben.de. Einen Ausschnitt kopiere ich hier mal hinein - Danke für die netten Worte.

 

"Dann dürfen wir aber auch nicht die ganz besonderen Gäste vergessen. Diejenigen, die eine definitive Mitschuld daran tragen, dass wir einen Großteil unseres hart verdientes Geldes für Bücher ausgeben und Tage und Nächte lesend verbringen – die Autoren. Neben Stefan Müller (Wir vom Neptunplatz), Annette Langen (Die kleine Motzkuh), Regina Mengel (Wunden der Zeit – Auf dem Rücken des Nordwinds) und Andreas Izquierdo (Apocalypsia) hatten wir diesmal ein sehr bekanntes Gesicht in unserer Runde sitzen – Kai Meyer (Arkadien erwacht und viele, viele weitere Bücher). Für die meisten Bücherwürmer machte Kai Meyer das Treffen definitiv zu einem Highlight und er kam natürlich nicht drum herum das ein oder andere Buch (oder Bücherstapel?) zu signieren. Festzuhalten ist außerdem, dass E-Reader nicht nur immer beliebter werden, sondern auch noch besonders gut zum Signieren geeignet sind."

 

Hier geht es zu Mandys vollständigem Artikel.

 

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'Fleischkäse' oder 'Neid muss man sich verdienen'

Was haben diese beiden Themen gemeinsam? Nichts und doch alles. Denn ob ich nun über die merkwürdigen Auswüchse im Kühlregal schreibe, über Zickenkrieg zwischen Paris und Lindsay oder über die Veröffentlichung eines neuen E-book-Serials, ich treffe auf Neider. Und darauf darf ich stolz sein. Oder nicht?

Eigentlich wollte ich über Fleischkäse schreiben. Er begegnete mir im Kühlregal und trug gleich zwei Untertitel "ohne Fleisch" und "laktosefrei". Ich gebe zu, das brachte mich ins Grübeln. Warum heißt das Zeug "Fleischkäse", wenn kein Fleisch drin ist? Warum nicht einfach nur "Käse"? Aber Käse ist wahrscheinlich ebensowenig drin wie Fleisch. Warum heißt der Fleischkäse - jetzt der mit Fleisch - überhaupt Fleischkäse? Wer denkt sich sowas aus? Und wer isst Fleischkäse ohne Fleisch und laktosefrei? Als laktoseintoleranter Vegetarier hat man es wohl nicht gerade leicht.

 

Während ich nun die Fleischkäsethematik sacken ließ, las ich in Facebook die neuesten Meldungen von Freunden und Bekannten. Und was tauchte da auf? Juhu, ein Zickenkrieg - oder besser gesagt, eine geschäftliche Auseinandersetzung. Facebook ist genau das richtige Medium, um seine Meinungsverschiedenheiten auszutragen, das fand ich schon immer. Im Grunde war es dann doch mehr Zickenkrieg als Meinungsverschiedenheit, zwar einseitig, aber nicht minder albern. Kein Vergleich zu den fliegenden Fetzen zwischen Paris und Lindsay, aber immerhin. Ich lehnte mich zurück, wunderte mich ein wenig - das Thema war mir ähnlich wichtig, wie Fleischkäse ohne Fleisch und laktosefrei - und genoss die Show. Mich betraf das ja nicht. Das dachte ich zumindest.

 

Weit gefehlt. Ich war mitten drin, ohne mein Zutun und noch viel besser, ganz ohne mein Wissen. Da schürte so ein Hascherl die Stimmung gegen mich - huh, hatte ich eine Angst. Immerhin war es mal eine ganz neue Situation für mich. Früher, als ich mich noch mit den täglichen Herausforderungen eines reinen Frauenbüros herumschlagen musste, da wusste ich wenigstens, wenn an irgendeiner Ecke Intrigen gesponnen wurden. Aber diesmal ist das schlichtweg an mir vorbeigegangen, (geht es mir immer noch) wie Flitzekacke am A... vorbei.

 

Dennoch stellte sich die Frage: Was um alles in der Welt habe ich angestellt, um mir diese Intrige zu verdienen? Man klärte mich auf. "Du bist zu erfolgreich", hieß es.

 

Wie jetzt, erfolgreich?

Ich, die aufstrebende Autorin mit Minimaleinkommen und Göttergattensponsoring?

Neidvoll beäugt?

 

Wenn die wüsste. Weiß sie aber nicht. Wahrscheinlich hält sie einen Blogeintrag über Fleischkäse, Paris und Linday oder Flitzekacke für einen Riesenerfolg. So einen Erfolg muss man erst mal haben. Oder sollte ich besser über die Veröffentlichung meines neuen e-books schreiben? Da hätte sie wenigstens einen Grund neidisch zu sein. Schließlich kaufen jetzt alle Leser dieses Blogs, kaum, dass sie zuende gelesen haben, das Buch. Nicht wahr Leute?

 

Neid muss man sich eben verdienen.

 

"Kurz und bündig" Kurzgeschichten mitten aus dem Leben

 

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Lebst du noch oder schmückst du schon?

Die erste Runde ist gelaufen - der Adventskranz steht, die Lichterketten an den Fenstern hängen. Doch jetzt geht es vielerorts erst richtig los.

Wer mag, ist herzlich eingeladen, mitzusingen:

 

Alle Jahre wieder

kommt der Dekowahn,

auf die Menschen nieder

selbst auf die Bundesbahn.

 

Bricht mit seinem Glimmer
ein in jedes Haus,
es wird immer schlimmer
jahrein und auch jahraus.


Ist auch mir zur Seite
schrill und kunterbunt,
stets in voller Breite
egal zu welcher Stund.

Sagt den Menschen allen,
dass nicht wahr es ist,

es liegt kein Wohlgefallen,
in diesem Dekomist.

 

Nicht falsch verstehen, ich mag Weihnachten. Ich mag auch den Adventskranz und die Lichterkette im Fenster, die brennende Kerze und den Weihnachtsbaum. Ich mag Christbaumkugeln und Glöckchen, Fensterbilder und Kerzenpyramiden. Ich esse gern Lebkuchen und Pfeffernüsse, liebe selbstgebackene Plätzchen und leise Weihnachtsmusik.

 

Aber das, was sich in den letzten Jahren immer weiter auszubreiten scheint, dieses höher, schneller, weiter, bunter, schriller, glitzernder und größer, das gefällt mir nicht.

 

Jeder nach seiner Fasson, aber bitte ohne sämtliche Nachbarn zu belästigen. Spätestens wenn im Vorgarten die ersten Flugzeuge zur Landung ansetzten wollen, sollte man vielleicht einmal darüber nachdenken, ob man es übertrieben hat.

 

Wieviele Lichterketten hingen eigentlich in der Krippe zu Bethlehem? Taghell war es da sicher nicht.

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